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07.06.2024 | Kommentare: 0
Beitrag per Email empfehlenWesentlichen Anteil am Schutz vor Hochwasser im Ahrtal könnten zukünftig neben weiteren Maßnahmen bis zu 19 Hochwasserrückhaltebecken insbesondere am Oberlauf der Ahr übernehmen. So lautet das Ergebnis der überörtlichen Maßnahmenplanung, die anlässlich einer Bürgerinformationsveranstaltung des Kreises Ahrweiler vorgestellt wurde. Die einzelnen Becken sind fachlich priorisiert, um die Standorte mit der größten sofortigen Wirkung und die mit den geringeren Konflikten zuerst umsetzen zu können. So die Aussagen von Oliver Buchholz, Managing-Direktor von „Hydrotec – Water and Enviroment“ in Aachen und Markus Becker vom Ingenieurbüro Becker in Heimersheim. Anfang Juni 2024, rund drei Jahre nach der Flutkatastrophe, gaben sie im Helmut-Gies-Bürgerzentrum in Ahrweiler einen Zwischenbericht über ihre bisherigen Arbeitserkenntnisse ab.
Auf Grundlage hydrologischer Berechnungen wurden Abflussmengen und Wasserstände ermittelt, um anhand der Ergebnisse in verschiedenen Szenarien wirkungsvolle, überörtliche Maßnahmen zu entwickeln. Diese jedoch wären insgesamt nur einer von vier größeren Bausteinen, um eine weitere Katastrophe zu verhindern.
Notwendig sei weiterhin ein Gewässerwiederherstellungskonzept für die Ahr und ihre Zuflüsse. DerKreis hat dazu eine Konzepterstellung für die Ahr und die Zuflüsse zweiter Ordnung (Trierbach, Adenauer Bach und Nohner Bach) in Auftrag gegeben. Nach Aussage von Anja Toenneßen, Leiterin des Fachbereichs Aufbau/Nachhaltigkeit in der Kreisverwaltung, sind rund 1000 unterstützende Wiederherstellungsmaßnahmen entlang des Verlaufs der Ahr sowie der Gewässer zweiter Ordnung notwendig.
Für die Gewässer dritter Ordnung, wie zum Beispiel der Heppinger Bach, sind die Gemeinden mit örtlichen Aktionen zuständig. Dabei stehen nicht nur die Wiederherstellung und die Gefahrenbeseitigung im Fokus, sondern auch die Verbesserung des Abflusses und die Schaffung von Retentionsflächen.
Landrätin Cornelia Weigand machte auf ein grundlegendes Problem aufmerksam. Die notwendigen Geländeflächen, zum Beispiel für Retentionsflächen, stehen oft nicht im Besitz der öffentlichen Hand, sondern sind in Privatbesitz. So seien teilweise schwierige Verhandlungen notwendig, denn nicht jeder Eigentümer sei sofort bereit, seine Flächen abzugeben. Weigand fordertealle zu Solidarität und dazu auf, die eigenen Interessen nicht in den Vordergrund zu stellen, um die Realisierung für das Gesamtprojekt nicht zu gefährden.
Als weiterer Baustein für ein Starkregenvorsorgekonzept sei durch eine Hochwasserpartnerschaft Ahr geplant. Mit der Einrichtung sollen künftig alle Gemeinden und Kommunen sowie die beiden beteiligten Bundesländer an einem Strang ziehen. Eine kreisweite Kooperationsvereinbarung wurde im September 2022 abgeschlossen, die mit den Kommunen in Nordrhein-Westfalen sowie dem Landkreis Vulkaneifel für das gesamte Ahreinzugsgebiet, kam am 7. September 2023 hinzu. Neben den überörtlichen Maßnahmen wie dem Bau von Rückhaltebecken kommen noch die örtlichen Konzepte und Planungen hinzu. Dazu gehört auch der hochwasserresiliente Aufbau von Brücken und die Verbesserung von kritischen Infrastrukturen wie die Ahr-Engstelle bei Heimersheim.
All diese Dinge sind bereits mit Einzelprojekten oder zumindest weitgehender Planung in der Durchführung. Als Beispiel sei dazu nur die weitgehend fertige Vorbereitung von Brückenneubauten im Bereich von Bad Neuenahr-Ahrweiler durch die dortige Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft genannt, deren Neubau noch in diesem Jahr beginnen soll. So gab es innerhalb der Veranstaltung des Kreises viele Nachfragen der anwesenden Bürger, denn nicht alle geplanten oder bereits laufenden Projekte konnten vorgestellt werden berichtet die Rhein-Zeitung.
Neben den vielen noch zu klärenden Grunderwerbsfragen ist auch die Finanzierung dieser 19 Rückhaltebecken völlig unklar. Auf Nachfrage gehe man davon aus, dass die Umsetzung Jahrzehnte in Anspruch nehmen werde. Auch die Finanzierung, die vermutlich hunderte Millionen Euro kosten werde, sei noch völlig offen. Dabei lassen sich bereits mit einfach und schnell zu realisierenden Maßnahmen bis zu 10 Millionen Kubikmeter Wasser in den land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen der Oberahr zurückhalten!