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02.04.2023 | Kommentare: 0
Beitrag per Email empfehlenDie letzten Jahre zeigen – wie auch die Klimamodellierungen der Zukunft – dass wir einerseits mit Trockenheit und andererseits mit schwerwiegenden Hochwasser-Ereignissen umgehen mussten und müssen. Nicht überall ändert sich die Gesamtsumme des Niederschlages, sondern vor allem die innerjährliche Verteilung und der Charakter des Niederschlages: So verringert sich, bedingt durch Veränderungen der allgemeinen Zirkulation in unserer Atmosphäre, der Anteil des Landregens an der Jahresniederschlagssumme und der Anteil von Schauern nimmt zu. Diese Schauer werden auch insgesamt noch intensiver.
Der Umgang mit dieser veränderten und größeren klimatischen Bandbreite ist im Pflanzenbau eine Grundvoraussetzung für die Sicherung von Ertrag und Qualität. Im Mittelpunkt steht, dass jeder Tropfen Niederschlag für die Entwicklung der Pflanzen genutzt werden muss. Er darf also nicht oberirdisch abfließen, sondern muss in den Boden infiltrieren, wo er wiederum auch nicht unproduktiv verdunsten darf. Gleichzeitig ist dafür Sorge zu tragen, dass Starkregen nicht unkontrolliert mit hohem Schadenspotenzial abfließt, sondern möglichst in der (Agrar-)Landschaft gehalten wird. Denn der nächste trockene Witterungsabschnitt kommt bestimmt. Statistik und Modelle zeigen, dass dies zunehmend in den ertragsrelevanten Entwicklungsphasen der Fall sein wird.
In das Wassermanagement sind künftig auch Überlegungen zur Nutzung alternativer Wasserquellen und Mehrfachnutzung einzubeziehen. Wir sollten uns hüten, jahrtausendealte Grundwasservorräte anzuzapfen, denn wir wissen nicht, ob dieser Eingriff schadlos erfolgen kann. Als alternative Wasserquelle kommt neben der Speicherung von Niederschlägen beispielsweise auch Prozess- oder auch Klärwasser infrage.
Aus agrarmeteorologischer Sicht sind auch Art und Intensität der Bodenbearbeitung von großer Bedeutung. Die Intensität muss reduziert werden, denn je weniger in den Boden eingegriffen wird, umso besser ist die Bodenstruktur für eine optimale Infiltration des Regenwassers. Bodenbedeckung durch Mulch reduziert die unproduktive Verdunstung aus dem Boden und konserviert damit Wasser. Es muss gelingen, den für die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens wichtigen Gehalt an Humus dauerhaft zu halten und – wo immer möglich – zu erhöhen. Auch eine bedarfsgerechte Kalium- und_ Kalziumversorgung der Böden ist in diesem Kontext bedeutsam. Dort, wo Bewässerung eingesetzt werden kann, sollte das auch erfolgen, jedoch orientiert am Pflanzenverbrauch.
All dies sind Dinge, die sich durch Praxis und Forschung weiterentwickeln. Die Erkenntnisse müssen nun durch Bildung und Beratung in die Praxis gelangen, wobei dieser Forschungs-, Erkenntnis- und Transformationsprozess nie stillstehen darf, denn die Natur ist uns immer mindestens eine Nasenlänge voraus. Es ist an uns, uns daran anzupassen.
Quelle:
Getreide Magazin / Ausgabe 02/2023
Autor: Falk Böttcher, Agrarmeterorologe beim Deutschen Wetterdienst DWD